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Gewerkschaft erkämpft ein Debakel?

Ver.di erkämpft ein Debakel und geht mit fes­tem Schritt auf die Selb­stab­schaf­fung zu

.. heißt es wenig erfreulich im Unter­ti­tel eines Kom­men­tars zum Aus­gang des großen ‘Deutsche Telekom-Streiks’.

Der hat übri­gens 6 Wochen gedauert und — kor­rigiert mich bitte, wenn ich da falsch liege — in öster­re­ichis­chen Medi­en ein Echo gegen Null gefun­den.

Zurück zum Kom­men­tar auf Tele­po­lis, weit­er heißt es da u.a.:

Nun ist es natür­lich töricht, Her­rn Schröder (Anmerk.: Ver­hand­lungs­führer seit­ens der Gew­erkschaft) allein für dieses Debakel ver­ant­wortlich zu machen, denn jen­seits aller per­sön­lichen Moti­va­tio­nen han­delt es sich hier um ein struk­turelles Prob­lem. Es hat damit zu tun, dass ver.di in der Tra­di­tion der Sozial­part­ner­schaft ver­wurzelt ist, jen­em Nachkriegskon­strukt, das den abhängig Beschäftigten vor­gaukeln sollte, sie wür­den als gle­ich­berechtigte Part­ner in einem Bünd­nis zur Beförderung des all­ge­meinen Wohl­stands gese­hen.

Wieder­auf­führung des Stücks bald auch in Öster­re­ich?
Tja, der Befund ist nicht angenehm. Gar nicht schön, aber wohl nicht unzutr­e­f­fend. Was in diesem Kom­men­tar an struk­turellen Bedin­gun­gen (und Prob­le­men) angeris­sen wird, hat mit unser­er öster­re­ichis­chen Real­ität lei­der ver­dammt viel zu tun. Und ja, es geht um viel, um mehr als nur um diesen Arbeit­skampf.
Ich fürchte gar, dass es nicht mehr allzu lange dauern wird — 3–4 Jahre durch­schnit­tliche Verzögerung zwis­chen Deutsch­land und Öster­re­ich vielle­icht? — und ein ver­gle­ich­bar­er Arbeit­skampf wird auch hierzu­lande über die Bühne gehen.

Es ist wohl eine Illu­sion anzunehmen, unsere alpen­ländis­che Sozial­part­ner­schaft­stra­di­tion wird irgen­deinen Konz­ern mit IV-Rück­endeck­ung davon abhal­ten, das gle­iche Exem­pel durch zu ziehen. (Und vergesst dabei die Wirtschaft­skam­mern. Die haben in Schüs­se­lar­ti­gen Regierungskon­struk­tio­nen gegenüber der Macht der Indus­triel­len­vere­ini­gung nichts mehr sub­stantiell mitzure­den.)
Und um ein Exem­pel wird es sich han­deln, nicht um einen konkreten Arbeit­skampf zwis­chen Unternehmen ‘A’ und Belegschaft ‘B’. Son­dern es wird sich um einen Stel­lvertreterkrieg han­deln. Vul­go ‘Klassenkampf’ ((Ja, der Begriff mag noch länger ver­pönt bleiben, aber auch das wird sich ändern. Die Sache, die der Begriff meint, die ist voll am dampfen. ‘Dampfen’ wie in ‘Kacke am Dampfen’.)).

Sollen sie sich nur trauen, wir sind vor­bere­it­et
Sind wir vor­bere­it­et? Hoff­nungs­los schlecht. Also bitte, BITTE AUFWACHEN GPA-djp. Aufwachen ÖGB und AK. Let­zte Chance.
Das, was sich nach einem ver­gle­ich­baren Debakel bei uns wieder erheben wird, wenn die Opfer not­dürftigst ver­sorgt sind und die ver­sprengten Wider­stand­skräfte sich wieder find­en, das wird dann nicht mehr ÖGB heißen.

UPDATE:
An die Nach­Denk­Seit­en (Empfehlung) ist eine fundierte und aus­führliche Rep­lik von einem ver.di-Funktionär auf den oben zitierten Artikel auf Tele­po­lis einge­gan­gen.
Die Rep­lik schließt mit der Zusam­men­fas­sung:

  • Das Tar­ifer­geb­nis ist wed­er eine Katas­tro­phe noch Debakel.
  • Es ist kein glanzvoller Sieg, aber eine beachtliche Arbeit­sleis­tung!
  • Das in der Real­ität Mach­bare ori­en­tiert sich nicht an den Wün­schen von Jour­nal­is­ten. Mehr Ram­bazam­ba hät­ten kein besseres Ergeb­nis gebracht.
  • Eine falsche Gesellschafts- und Wirtschaft­spoli­tik kann nicht durch die Tar­if­poli­tik kor­rigiert wer­den, dazu ist diese nicht da.
  • Die Glob­al­isierung zwingt nicht zu Fehlentschei­dun­gen. Die ange­führte Logik existiert nicht.

Hier geht’s zur Rep­lik des ver.di-Funktionärs auf den Tele­po­lis-Artikel.

Und hier noch eine weit­ere Quelle!! und Sichtweise auf Streik und Ver­hand­lungsergeb­nis, der Blog gegen soziale Ungerechtigkeit. Wenn ich es richtig ver­fol­gt habe, ist dieser Blog nicht nur während des Streiks son­dern aus Anlass des Streiks von einem direkt Betrof­fe­nen (Involvierten) ein­gerichtet wor­den.

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