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politisch prekär

Gegen Ausgrenzung

zwei Hin­weise, d.h. zwei dop­pelte Hin­weise, Empfehlun­gen, Shout Outs, Aufrufe zur Unter­stützung und Sol­i­dar­ität.

1. Es gibt da jeman­den, der heißt Franz Alois Michael Tfirst. Der Name, ver­mute ich jeden­falls, tut nichts zur Sache. Der Name sagt nichts über die Per­son. Der Name erzählt keine Geschichte. Dem Namen gilt nicht meine Sol­i­dar­ität. Der Name mag meinetwe­gen auch erfun­den sein.

Die Geschichte zur Per­son Michael Tfirst erzählt dieser selb­st. Hier. Die Geschichte erzählt nicht wirk­lich etwas über die Per­son Michael Tfirst son­dern darüber was dieser Per­son M.T. ange­tan wurde. Die Geschichte erzählt in dem Sinne viel mehr von anderen Per­so­n­en, von Per­so­n­en, Organ­i­sa­tio­nen und Welt­bildern, und davon, was sie alle Michael Tfirst und vie­len anderen ange­tan haben.
Die Geschichte erzählt von Kirchen­brüdern und der katholis­chen Kirche.

Rokker­Mur schreibt ‘zu dem Fall’,

Opfer tauchen sel­ten auf, Opfer gehören geschützt.
Die meis­ten Opfer solch­er Scheußlichkeit­en gehen still und leise indem sie sich umbrin­gen.

Das stimmt, ‘Fälle’ wie Michael Tfirst reden sel­ten, erheben ihre Stimme sel­ten, tauchen sel­ten auf. Und dann wer­den sie meis­tens als ‘Fälle’ betra­chtet. So wie ich das ger­ade getan habe.

Als näch­stes wer­den sie sofort als unan­genehme Fälle betra­chtet, als unschöne Fälle, als Einzelfälle. Wenn eine Per­son zum Einzelfall erk­lärt wurde, da ist sie bere­its ziem­lich ent-per­son­al­isiert. Dem Fall gilt nicht meine Sol­i­dar­ität. Der Fall mag meinetwe­gen auch ein wenig rel­a­tiviert wer­den.

Der Fall ist immer ein Einzelfall, und zwar schon per def­i­n­i­tionem. Den Fall als Einzelfall zu präsen­tieren ist kein Kun­st­stück, es ist Poli­tik. Den Fall als Einzelfall hinzustellen macht das Gegen­teil von dem, was es bedeuten würde, die betrof­fene Per­son als “Einzel­nen” zu behan­deln, als konkrete Per­son. Den Fall als Einzelfall hinzustellen kommt der Aus­sage gle­ich, ‘Du giltst nicht’, ‘Dich sollte es gar nicht geben’, ‘Deine Exis­tenz ist uner­wün­scht’. Auch daher es sel­ten, dass ‘Fälle’ wie Michael Tfirst auf­tauchen.
Das ist nur eine Facette der struk­turellen Gewalt.

Rokker­Mur hat von Opfern gesprochen und damit ver­weigert, von einem Fall zu sprechen. Michael T. ist in ein­er gewis­sen Hin­sicht kein Opfer mehr, näm­lich in so ferne nicht, als er es aller Unwahrschein­lichkeit und struk­turellen Gewalt zum Trotz geschafft hat aufzu­tauchen und seine Geschichte zu erzählen.
Er hält seine Geschichte jenen in die Fresse und vor ihre Kreuze, ihre Talare und Fröm­migkeit, die ihn zu einem Einzelfall machen wollen. Er gibt ihnen ‘Einzelfall’ und hält ihnen die vie­len anderen Einzelfälle ent­ge­gen. Er rech­net ihnen die Absur­dität der Behaup­tung, es han­dle sich um Einzelfälle vor.
Katholis­che Kirche und sex­ueller Miss­brauch (bzw. all­ge­mein Miss­brauch), das ist Sys­tem, kein Einzelfall. Das gehört, so unan­genehm das klingt, zusam­men. Wer Kirche mit Reli­gion ver­wech­selt und vor diesem Hin­ter­grund angepisst ist, ist selb­st schuld.

Meine Sol­i­dar­ität gehört der Per­son Michael T., wer immer die Per­son als Per­son ist. Der Name ist egal, die Einzel­heit­en des Fall­es sind egal.
Meine Dank gehört der Stimme, die nicht schweigt, so wie unsere Unter­stützung jed­er Stimme gehören muss, die nicht schweigt. Je schwieriger die Bedin­gun­gen, die Stimme gegen die (struk­turelle) Gewalt zu erheben, um so wertvoller. Um so dringlich­er, wie Rokker­Mur geschrieben hat, gehören diese Stim­men geschützt.

Das min­deste ist, Michael Tfirsts Geschichte zu lesen.

2. Die von der Abschiebung aus Öster­re­ich betrof­fe­nen Asyl Suchen­den, ob im Sinne des Innen­min­is­ters erfol­gre­ich Betrof­fe­nen oder von der Bedro­hung ein­er bevorste­hen­den Abschiebung Betrof­fe­nen, sie sind genau­so alle Per­so­n­en. Ihre Namen sind bis auf wenige Aus­nah­men unbekan­nt. Die Aus­nah­men sind ‘Arig­o­na’, ‘Zogaj’, ‘Denis’, ‘Zeqaj’, ‘Safete’. Ihre Namen reichen vie­len aus, um aus ihnen ‘Fälle’ zu machen, Einzelfälle und Abschiebe‑, Depor­ta­tions­fälle. Den Namen gilt nicht meine Sol­i­dar­ität. Mit den Namen wird nur Poli­tik gemacht. Und Auflage.

Dass es sich bei den Zoga­js und Zeqa­js und Shar­i­fis nicht um Einzelfälle han­delt, das wis­sen alle. Es den­noch zu behaupten, ist nicht nur der blanke Hohn son­dern bewusst geset­zte struk­turelle Gewalt.
Darüber habe auch ich mich hier im Keller­a­bteil mehrfach aus­ge­lassen. Eben­so übri­gens der oben erwäh­nte Rokker­Mur.

Das öster­re­ichis­che NGO-CEDAW-Komi­tee ((Das öster­re­ichis­che NGO-CEDAW-Komi­tee set­zt sich aus Exper­tin­nen zusam­men, die von der SPÖ-ÖVP Regierung einen Aktion­s­plan zur Umset­zung der UN-Frauenkon­ven­tion fordern. Weit­ers engagiert sich das öster­re­ichis­che NGO-CEDAW-Komi­tee für die Erstel­lung regelmäßiger „Schat­ten­berichte“, die eben­so wie offizielle öster­re­ichis­che Staaten­berichte an das UN-Komi­tee zur Besei­t­i­gung der Diskri­m­inierung der Frau über­mit­telt wer­den. Dem öster­re­ichis­chen NGO-CEDAW-Komi­tee gehören u.a. fol­gende Ein­rich­tun­gen an: AÖF — Aktion­s­ge­mein­schaft öster­re­ichis­ch­er Frauen­häuser, Wide-Aus­tria, Frauen­ber­atungsstelle Kas­san­dra, Efeu, Inter­ven­tion­sstelle Wien, Inter­ven­tion­sstelle gegen den Frauen­han­del, Wien.)) hat eine Stel­lung­nahme zu den Recht­en der Per­son Safete Zeqaj her­aus­gegeben:

Es ist den öster­re­ichis­chen Behör­den bekan­nt, dass Safete Zeqa­js Ehe­mann wieder­holt Gewalt gegen Safete Zeqaj aus­geübt hat und wegen Kör­per­ver­let­zung verurteilt wurde. Daraus fol­gt, dass bei der Ausle­gung und Anwen­dung frem­den­rechtlich­er Bes­tim­mungen von allen beteiligten Akteuren und Akteurin­nen angemessene Sorgfalt angewen­det wer­den muss, um einen Bruch der unter der Kon­ven­tion garantieren Rechte von Safete Zeqaj zu ver­hin­dern und sie vor dro­hen­der Gewalt durch ihren Ehe­mann zu schützen.

Und das Komi­tee fordert u.a. alle Akteurin­nen und Akteure auf:

  • sich mit der UN-Kon­ven­tion zur Besei­t­i­gung jed­er Form von Diskri­m­inierung der Frau
    sowie der Gen­er­al Rec­om­men­da­tion No 19. des UN-Komi­tees zur Besei­t­i­gung der
    Diskri­m­inierung der Frau ver­traut zu machen sowie
  • bei der Ausle­gung und Anwen­dung frem­den­rechtlich­er Bes­tim­mungen angemessene
    Sorgfalt anzuwen­den, um einen Bruch der Verpflich­tun­gen Öster­re­ichs unter den ein­schlägi­gen völk­er­rechtlichen Verträ­gen, ins­beson­dere auch unter der UN-Kon­ven­tion
    zur Besei­t­i­gung jed­er Form von Diskri­m­inierung der Frau, zu ver­hin­dern.

Sup­port.
Gegen die Aus­gren­zung.

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3 Antworten auf „Gegen Ausgrenzung“

Gab es da nicht ein­mal was von attack.
Man kön­nte den größ­ten­teil annonymisiert lassen und nur die bekan­nten Tragö­di­en veröf­fentlichen.
(Schlin­gen­sief hat­te damals das Con­tain­erd­ings)
So eine Mis­chung aus allem.
Soll­ten sie eine Kul­tur­gruppe ken­nen kön­nte die sich eimal als Asy­lant schmick­en — auch wenn die Zom­bies *SUPERLOL* waren.
So unge­fähr und doch anders.
Mich wun­dert das sie wegen des Plakates noch nichts geschrieben haben 😉

ich weiß nicht. vor einem monat oder so hab’ ich mir gedacht, es wäre vl. ein ein­drucksvolles state­ment, eine art mah­ntafel mit allen namen abgeschoben­er per­so­n­en zu machen/zu haben.
aber wie zu allen namen kom­men?

Man sollte ein­mal eine alle­sum­fassende Aktion gegen Aus­gren­zug jeglich­er Art (außer die FPÖ/BZÖ — die gehören sog­ar aus­ge­gren­zt) machen.Oder bess­er noch die Jun­gen sollen das machen.
Erin­nern sie sich noch an die Schlin­gen­sief Con­tain­er vor der Oper 😉

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