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Ausdruck protest(ant)ischer Identität

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Ger­traud Knoll wegen Haider-Lob aus Kirche aus­ge­treten
Ehe­ma­lige Super­in­ten­dentin und SPÖ-Abge­ord­nete protestierte gegen Nachruf in Kärnt­ner Hirten­brief

lese ich ger­ade im derstandard.at.

Hab’ zugegeben­er Maßen keine Ahnung von der Frau; ihrer innen­poli­tis­chen Ver­gan­gen­heit zum Trotz.
Was da im kirch­lichen Uni­ver­sum so vor sich geht, geht mir grosso modo am Arsch vor­bei. Appa­rat­fremde und frisch gefangte SP-Wahlkampf-Zugpferde lock­en mich keine 2 Nanosekun­den zur Recherche, wer da wieder verzweifelt ins Medi­en­ram­p­en­licht bugsiert wird. Und Hin­ter­bän­k­lerIn­nen im Ple­narschlaf des Nation­al­rats müssen schon ein wahrnehm­bares Spezial­ge­bi­et haben, welch­es mich als solch­es inter­essiert, damit ich von der Man­datarIn etwas merk­bares mit­bekomme.

Jet­zt hab ich etwas, wom­it ich die Frau Knoll pos­tiv verbinde.
Reich­lich egal, ob es eine protest’sche oder eine “protes­tanis­che Iden­tität” sein sollte, die sie zu diesem Schritt bewogen hat. Mir gefällt’s. Und ich schmun­zel amüsiert erfreut in mich hinein.  :mrgreen:

Die langjährige bur­gen­ländis­che Super­in­ten­dentin Ger­traud Knoll ist aus der evan­ge­lis­chen Kirche aus­ge­treten. Wie die Zeitschrift “News” am Don­ner­stag berichtete, reagiert Knoll damit auf einen Hirten­brief, in dem der Kärnt­ner Super­in­ten­dent Man­fred Sauer den ver­stor­be­nen Lan­deshaupt­mann Jörg Haider gelobt hat­te. Nach­dem eine Reak­tion der Kirchen­führung aus­ge­blieben war, habe sie “als Aus­druck mein­er protes­tantis­chen Iden­tität” ihr Aus­tritt erk­lärt, so Knoll.

Let’s call it Zivil­courage.
Let’s call it pietätvoll.
Let’s call her ’super pietätvolle Iden­tentin der Pietis­ten’! 😉

3 Antworten auf „Ausdruck protest(ant)ischer Identität“

touchée, haft­grund.

das war etwas lau­nig for­muliert, nicht notwendig.

was mich eigentlich dazu bewogen hat, ich hab mir nie die arbeit ange­tan, mir über die frau G. Knoll eine kon­sis­ten­tere mei­n­ung zu erar­beit­en. die nüchter­nen dat­en sind bekan­nt. aber medi­ale stan­dard­bilder bedeuten doch idR nur, dass men­sch sich keine arbeit gemacht hat, wie ich in dem fall. rede hab’ ich pers. nicht gehört & da wäre das wohl was anderes.

so hat mich z.B. die frau der­schmidt bei der bleiberechts­de­mo pos­i­tiv über­rascht, denn, auch das muss ich zugeben, alles kirch­liche löst in mir einen gewis­sen wider­stand aus.

ziem­lich ambiva­lentes ver­hält­nis mein­er­seits. ein­er­seits ist mir die reli­gion­ssozi­olo­gie wichtig­ster zugang, ander­er­seits möchte ich nüchtern anerken­nen kön­nen, was objek­tiv klar ist. die kirchen muss man get­rost gen­er­al­isierend ver­brecherische organ­i­sa­tio­nen nen­nen.

danke für den ein­wand (die eingabe), sie haben ganz recht, wert­er kol­lege 🙂

In diesem Fall lohnt sich das Googeln bzw. Wikipeden: “Am 28. April 1994 wurde sie von der Super­in­ten­den­tialver­samm­lung der Diözese Bur­gen­land zu Öster­re­ichs erster Super­in­ten­dentin gewählt.

Bekan­nt wurde sie 1995 durch ihre Predigt am Grab von vier bei einem Rohrbomben-Anschlag ermorde­ten Roma von Ober­wart.

Von 1995 bis 1997 beherbergte Knoll sechs afghanis­che Geschwis­ter, zunächst im Kirchenasyl und dann mit ihrem Mann als Pflegeel­tern, weil diese eltern­lose Flüchtlingskinder aus der Bun­des­be­treu­ung her­aus­ge­fall­en waren.”
[Ergänzung: beim Lichter­meer hat sie eine tolle Rede gehal­ten (ich als Zeitzeuge 🙂 ]

1998 kan­di­dierte sie als parteiun­ab­hängige Kan­di­datin bei der öster­re­ichis­chen Bun­de­spräsi­den­ten­wahl und erre­ichte mit 13,6 Prozent der Stim­men den zweit­en Platz.

In weit­er­er Folge ver­stärk­te sie ihr poli­tis­ches Engage­ment und trat am 19. Feb­ru­ar 2000 als Red­ner­in gegen die Bil­dung der ÖVP-FPÖ-Regierung auf, wofür sie zum Teil heftig ange­fein­det wurde. Sie war eine der Pro­po­nentin­nen des Sozialvolks­begehrens 2002.”

und dann ist sie der näch­sten Kirche beige­treten … 😐

Das finde ich auch eine gute Nachricht. Mir war die Fr. Knoll zwar nie beson­ders sym­pa­thisch, aber diese Kirchen-Lob­hudel des Ras­sis­ten Haider hat mich auch gen­ervt, denn es ist der falsche Fokus. Reden soll­ten die Kirchen lieber über die zig1000en Men­schen, die im Mit­telmehr ersaufen, weil sie nach EUropa wollen, weils woan­ders keine Leben­schan­cen gibt. Ein Begräb­nis zu machen gebi­etet die Pietät, aber den ganzen Kram rund­herum hät­ten sie sich wohl sparen kön­nen und stattdessen was Gscheites tun.
Insofern: Respekt vor Fr. Knoll!
Als (fast fer­tig studierte) katholis­che The­olo­gin sage ich, dass das gut zur protes­tantis­chen Iden­tität passt, denn da wird Indi­vid­u­al­ität und das Gewis­sen als let­zte Instanz betont. Insofern ist das schlüs­sig.

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