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sozial ist, was Arbeit schafft (repeat)

Also,

Sozial ist, was Arbeit schafft.

… sagt bekan­nter­maßen Angela Merkel.

Sozial ist das, was Arbeit­splätze schafft.

… sagt Gui­do West­er­welle, der das ja wis­sen muss.

Sozial ist in erster Lin­ie, was Arbeit schafft!

… stam­melt Edmund Stoiber nach.

Aber Hal­lo! Gemach, Gemach, das kön­nen wir in Ösi­land aber bitte auch. Also, ein bißchen Hal­tung, anstren­gen und los:

Sozial ist; was Arbeit schafft.

… posaunt Wolf­gang Schüs­sel. Ja, der kann’s auch, und geht damit u.a. Kräh­winkel heftig auf den Sack. (Die nen­nen das dann doch glatt ‘Lebenslüge’.)

Sozial ist daher, was Arbeit schafft.

… fol­gert scharf­sin­nig und kon­se­quent der oberöster­re­ichis­che Bauern­bub Wil­helm Molter­er.

Sozial ist, was Arbeit schafft.

… trägt der steirische Indus­trielle Mar­tin Barten­stein vor.

Sozial ist, was Arbeit schafft.

… lautet der kreative Sinnspruch des Unternehmers und Unternehmervertreters Christoph Leitl, der auch gle­ich erk­lärt, dass die WKÖ diesen Sinnspruch zu ihrem Mot­to gemacht hat.

Tja, so geht das seit Jahren. Wir ken­nen das alle, ob wir nun ver­fol­gen, was diese Damen und Her­ren von sich geben oder nicht. Man/frau bekommt das qua­si im Neben­her mit. Es ist ein Mantra, das sich in das Unter­be­wusst­sein ein­schreibt. Es wird so kon­se­quent repetiert und repetiert und repetiert und …
re-pe-tiert und …
… *schnarch* …
sozial ist, was Arbeit lacht
(nochmal)
spezial ist, was Arbeit macht
… *schnarch* …
loy­al ist, wenn Anton schlaft

sozial ist, wo a gscheit kracht


Upps. Entschuldigung! Bin eingeschlafen. 😮 Kommt nicht wieder vor.

Schluss mit lustig.
Ok, lange Rede kurz­er Sinn, worauf will ich hin­aus?
Ich wollte mehrerlei verknüpfen:

1. wieder ein­mal einen Hin­weis auf die “Ini­tia­tive Soziale Mark­twirtschaft” (kurz: INSM) set­zen, dieses ver­lo­gene “Pro­jekt” vul­go Think Tank der deutschen Indus­trie.
Man/frau kann nicht oft genug darauf hin­weisen und ich werde es noch oft tun (siehe ‘gew­erkschaftliche Bil­dungsar­beit’). Natür­lich geht es bei diesem “Hin­weisen” nicht um Wer­bung für die offizielle INSM-Seite son­dern um das Doku­men­tieren der Machen­schaften dieses Pro­jek­ts (d.h. auch hin­weisen auf die zahlre­ichen schmuck­en Web­seit­en der INSM wie z.B. diese hier). Dazu soll­ten bere­its aus­re­ichend Ver­weise gesam­melt sein, zusam­men­fassend sei noch ein­mal hingewiesen auf:

  • Die Berichter­stat­tung der Mon­i­tor-Redak­tion des WDR aus dem Jahre 2005. Der Bericht hat damals viel ins Rollen gebracht, wenn er auch nur kurz für Aufmerk­samkeit sor­gen kon­nte. Das unter­stre­icht freilich nur seine Wichtigkeit. Bis heute wird auf diese Sendung ver­wiesen. Ein Muss!!!
  • Es existieren Stu­di­en zur Organ­i­sa­tion, zur Arbeits- und Vor­gangsweise der INSM. Noch aus dem Jahre 2004 stammt die grundle­gende Studie von Rudolf Speth, aus dem Jahre 2006 gibt es einen weit­eren Auf­satz von ihm.
    Darüber hin­aus existiert eine Mag­is­ter­ar­beit — Kom­pli­ment -, von der eine 5seitige Zusam­men­fas­sung abruf­bar ist.
    (Für weit­ere Lit­er­aturver­weise siehe den Wikipedia-Ein­trag.)
  • Es existieren Blogs, die sich mit den Machen­schaften der INSM auseinan­der­set­zen und deren verdeck­te Tätigkeit­en zu doku­men­tieren und kom­men­tieren ver­suchen. An erster Stelle zu nen­nen — und in diesem Blog auch in der Blogroll vertreten — der INSM-Watch­blog. Dann gäb’s da noch ‘Lob­by­Con­trol’, einen ‘Unicheck-Watch­blog’, der sich ein­er Schw­er­punk­tkam­pagne der INSM für die Pri­vatisierung von Bil­dung wid­met etc. etc. etc.
    Übri­gens, dass das Doku­men­tieren der Machen­schaften der INSM keine ein­fache und unprob­lema­tis­che Sache ist, das kann man/frau sich vl. aus­malen. Blogs wer­den gestört, Such­maschi­nen-Ein­träge zu manip­ulieren ver­sucht, Redak­tio­nen und Jour­nal­istIn­nen unter Druck geset­zt und ver­leumdet, Wikipedia geklagt, … alles bei den Ressourcen der INSM kein Prob­lem.
  • eine Frage am Rande: Das öster­re­ichis­che Gegen­stück zu den deutschen Geldge­bern der INSM? Genau, die Indus­triel­len­vere­ini­gung (IV).
    Die macht solche Aktio­nen bei uns in Ösi­land aber nicht. Gott behüte. Eben.

2. Der Sinnspruch und Slo­gan Sozial ist, was Arbeit schafft, er sollte dazu ange­tan sein, nicht mehr mit Achselzuck­end zur Ken­nt­nis genom­men zu wer­den, man/frau sollte nicht weghören oder wei­t­er­dösen son­dern auf­schreck­en und wir soll­ten mit blitzen­den Augen und hämis­chen Lächeln auf­schreien, wenn der Satz wieder irgendwem irgend­wo von den Lip­pen perlt:

Ja, das ken­nen wir!! Und Arbeit macht frei, genau! Wir wis­sen, wo s herkommt und was jet­zt noch kommt. Und wir wis­sen, was dahin­ter steckt, was damit bezweckt wird. Danke, set­zen!! Wie zuvork­om­mend, sich so zu erken­nen zu geben, aber mit uns nicht. 😛

Die Wieder-und-wieder-und-Wieder­hol­ung sollte irgend­wann bald ein­mal nach hin­ten los­ge­hen. Das Kalkül ist ja klar, alte PR-Masche: “niedrigschwellig wieder­holen bis zum Nim­mer­le­in­stag” — das prägt sich dann ein.
Und das wird dann ten­den­ziell auch eher als wahr, richtig und gut emp­fun­den. Ähn­lich­es haben kluge Psy­chologIn­nen doch glatt (wieder ein­mal) nachgewiesen, berichtet ORF ON Sci­ence. Grat­u­la­tion.
3. mich erin­nert die ganze INSM-Masche, die “hohle Phrase”-Wiederhol-Masche, der Auf­bau und die Tak­tik der Arbeit­ge­berver­bän­de­think­tanks (tolles Wort übri­gens für Cha­rade Spie­len!!), mich erin­nert das ja seit Jahr und Tag aus irgen­deinem Grund an das berühmte CIA-Hand­book, das im verdeck­ten Nicaragua-Krieg der USA in den 80er Jahren pub­lik wurde.

.. hier abschließend — der Beitrag ist lang genug — noch drei Bilder aus dem CIA-Hand­book oper­a­tiones sico­log­i­cas en de guer­ra de gueril­las (Psy­chol­o­gis­che Kriegs­führung im Gueril­lakrieg): der “orig­i­nal” Buchum­schlag und 2 grafis­che Seit­en in Über­set­zung. (Danke zvab!)

CIA Hand­book
Organ­i­sa­tion­sstruk­turen
Pseu­do-Kom­mu­nika­tion­s­gueril­la

UPDATE:
Zu den oben ange­sprochen Machen­schaften der INSM (und passend auch zum The­ma der psy­chol­o­gis­chen Kriegs­führung):
der eben­falls ange­führte INSM-Watch­blog berichtet hier von den neuesten Entwick­lun­gen im Fall INSM gegen Wikipedia.

Eine Antwort auf „sozial ist, was Arbeit schafft (repeat)“

[…] Was soll’s. Es geht ja um den Dop­pel­nutzen. Hut­striegler zahlen keinen Beitrag an die AK, liegen der Arbeit­ge­ber­seite nicht auf der Tasche und beziehen auch keine Leis­tun­gen wie die Arbeit­slose. Das Risiko liegt ganz bei Ihnen und gle­ichzeit­ig bekommt man bil­lig seinen Hut gestriegelt oder seine Schuhe geputzt. Die per­fek­te Welt der WKO. “Geht’s der Wirtschaft gut, geht’s den Men­schen gut.“ […]

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