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SoZi 16|10: the ubiquitous unibrennt cloud

Aus gegebe­nen & erfreulichen anlass aus dem keller der fest­plat­ten eingeschriebe­nen ord­ner­struk­tur her­aus­ge­sucht und hier im abteil abgelegt, weil: abzule­gen (=in ein­er form dokumentiert/archiviert, die den weltweit­en offe­nen aufruf und zugriff eypliz­it erlaubt); also wie ursprünglich vorge­habt, unterge­gan­gen und aus dem sinn ver­loren:

einreichung prix ars electronica — kategorie ‘digital communities’

(ein­gere­icht am 17.3.2010 um 5 vor 12.00 pm) ((als web­basierte exem­plar­ische tea­mar­beit ein­er net­zw­erk­struk­tur im ver­bund der ubiq­ui­tous uni­bren­nt cloud; Die bekan­nt­gabe der preisträger soll am 15. mai 2010 erfol­gen. #ars­bren­nt))

1. pro­jek­tbeschrei­bung (2.996 Zeichen)

Mit uni­bren­nt wird kein Pro­jekt ein­er ‚dig­i­tal com­mu­ni­ty‘ ein­gere­icht son­dern ein Ereig­nis. Diese Vorbe­merkung liegt insofern nahe, als es sich hier nicht um eine Pro­jek­tbeschrei­bung han­deln kann son­dern um eine Ereignis­beschrei­bung.

Begin­nend mit dem 22.10.09 ist etwas explodiert, das sich bin­nen kürzester Zeit zu etwas noch nie dagewe­se­nen entwick­elt hat. Es war zu keinem Zeit­punk ein geplantes oder plan­bares Pro­jekt. Was sich in den fol­gen­den Tagen und Wochen in selb­stor­gan­isiertem Chaos her­aus­ge­bildet hat, kann adäquat als Emer­genz ein­er neuen sozialen Bewe­gung ver­standen wer­den.

Der Ereignis­be­griff vs. dem Pro­jek­t­be­griff markiert ein grundle­gen­des Charak­ter­is­tikum des Phänomens uni­bren­nt. Der Beurteilung des Phänomens dien­lich ist, sich die Unter­schiede des spon­ta­nen Ereigniss­es mit dem üblicheren Regelfall z.B. eines Start-Up Pro­jek­ts vor Augen zu hal­ten.
Ohne den Ein­satz von Pro­jek­t­man­age­ment und die Abfolge ges­teuert­er Pro­jek­t­phasen, ohne die For­mulierung der (Geschäfts-)Idee und Vision, die Fes­tle­gung von Zie­len, Maß­nah­men und Auf­gaben, ohne den Ein­satz von Pro­jek­t­bud­gets und Pro­fes­sion­is­ten ist die Bewe­gung uni­bren­nt bin­nen Stun­den ent­standen, bin­nen Tagen explodiert und hat bin­nen weniger Wochen eine Infra­struk­tur, Organ­i­sa­tion­ska­paz­ität und Beteili­gung, einen Ver­net­zungs­grad und ein Archiv aufge­baut, wie das viele erfol­gre­iche Pro­jek­te in Jahren nicht erre­ichen.

Bis heute ist schw­er zu fassen, was uni­bren­nt (alles) ist. Kon­sens beste­ht darüber, dass es sich um eine Protest­be­we­gung han­delt. Unbe­strit­ten ist, dass wir es mit ein­er außer­par­la­men­tarischen Form der Selb­stor­gan­i­sa­tion zu tun haben und mit der poli­tis­chen Man­i­fes­ta­tion eines ‚bren­nen­den‘ gesellschaft­spoli­tis­chen Inter­essen­skon­flik­ts, dem Ver­ständ­nis von Bil­dung. Evi­dent ist, dass uni­bren­nt als sin­guläres Ereig­nis in die Analen der Zeit­geschichte einge­hen wird; aber auch in die fach­spez­i­fis­chen Geschichtss­chrei­bung der Protest­be­we­gun­gen, die Geschichte der Hochschul­re­for­men und sicher­lich in die Analen des web2.0 und der Net­zkul­tur.

Uni­bren­nt ist keine web2.0‑Bewegung, kein Protest2.0. Genau­so wenig ist uni­bren­nt eine poli­tis­che Organ­i­sa­tion klas­sis­ch­er Facon, die das Poten­tial des Net­zes beson­ders geschickt für die Anliegen zu nutzen weiß. Vielmehr greift alles ineinan­der: poli­tis­che Diskus­sion, dig­i­tales Arbeit­en und die Selb­stver­wal­tung der Bewe­gung.
Die Akteure der Bewe­gung lassen sich nicht tren­nen in die Beset­zerIn­nen der Hörsäle auf der einen, und in eine als ‚dig­i­tal com­mu­ni­ty‘ arbei­t­ende Gruppe auf der anderen Seite. Zu jedem Zeit­punkt ist die Bewe­gung eben­so ‚dig­i­tal com­mu­ni­ty‘ wie sie poli­tis­che Bewe­gung ist, autonom und selb­stver­wal­tet funk­tion­iert, basis­demokratis­che Regeln lebt, offen und divers arbeit­et.

Die Bewe­gung ist in diesem Sinne so offen und all­ge­gen­wär­tig — ubiq­ui­tous — wie das WWW selb­st. Die ‚dig­i­tal com­mu­ni­ty‘ sorgt so nicht nur für die All­ge­gen­wart des Anliegens „Freie Bil­dung!“ son­dern lebt auch vor, was unter freier Bil­dung ver­standen wer­den kön­nte.

2. pro­jek­t­de­tails

2.1 pro­jek­t­geschichte (2.951 Zeichen)

Uni bren­nt hat am 22.10.09 um 14:00 ange­fan­gen. Über den Zeitraum der näch­sten 4 Tage explodiert uni­bren­nt in Rasanz. Am 26.10.09 ist die Kunde vom Ereig­nis bei hun­dert­tausenden Men­schen angekom­men, die Medi­en­land­schaft teilt sich den gle­ichen Auf­mach­er Uni­bren­nt! und zehn­tausende Men­schen sind vor Ort und im Netz involviert.
Die fol­gen­den Wochen sind von schnellem Wach­s­tum und der Aus­d­if­feren­zierung nach Innen und Außen geprägt. Nach 3 Wochen wird erst­mals vom Flächen­brand gesprochen. Die Bewe­gung greift in den gesamten deutschsprachi­gen Raum.

Obwohl uni­bren­nt aus sich selb­st her­aus emergiert, solle 3 den Boden bere­i­t­ende Entwick­lun­gen kurz ange­sprochen wer­den:

1. Die hochschulpoli­tis­che Sit­u­a­tion:
Nach Jahren der Hochschul­re­for­men und der neolib­er­al aus­gerichteten Umbaut­en ist die Sit­u­a­tion an den der Uni­ver­sitäten endlich soweit eskaliert, dass das Sys­tem kol­la­biert.

2. Der Zeit­punkt der Inter­net­geschichte:
Die sel­ben Bedin­gun­gen, die schon die Wahlkampf­be­we­gung für Oba­ma oder die Proteste im Iran zu neuar­ti­gen Ereignis­sen gemacht haben — zu hybri­den Raum, Zeit, Grup­pen, Massen­me­di­en und Beteili­gungs­for­men über­greifend­en Net­zw­erken — liefern eine Basis, dass uni­bren­nt von Beginn an auch ‚dig­i­tal com­mu­ni­ty‘ ist.
Die Studieren­den sind mit Lap­tops, Mobil­tele­fo­nen, Digi­cams und mit Benutzerkon­ten bei web2.0 Plat­tfor­men aus­ges­tat­tet. Viele Beteiligte sind bere­its online ver­net­zt. Sie organ­isieren den Zusam­men­schluss ihrer Com­mu­ni­ties zu größeren Clus­ter­struk­turen und ermöglichen die vielschichtige Kom­mu­nika­tion nach Innen und Außen, die das Momen­tum aufrecht erhält.

3. Malen-nach-Zahlen:
2 Tage vor Beset­zung des Audi­max wird die Aula der Akademie der Bilden­den Kün­ste in ein­er insze­nierten Aktion beset­zt. Die Protest­form ist nicht spon­tan, aber durch­dacht und erfol­gre­ich. Die Medi­en nehmen die Proteste wahr. Am Fol­ge­tag wird eine Demo für den 22.10. angemeldet, die den Schwung dieser Aktion mit­nehmen soll.

Die For­ma­tion der #uni­bren­nt ‚dig­i­tal com­mu­ni­ty‘
Die Demo des 22.10. erre­icht gegen 14:00 das Audi­max. Es wird die Beset­zung beschlossen. Sofort gelangt die Nachricht­en über das Netz nach draussen und wer­den dort weit­er ver­bre­it­et.

Um 15:00 wird eine Fan­page auf Face­book ein­gerichtet, die zum bleiben­den Bren­npunkt der Bewe­gung mit über 30.000 Fans wer­den soll. Par­al­lel dazu begin­nt im Netz die Öffentlichkeit­sar­beit von Sym­pa­thisan­tInnen und Geg­ner­In­nen, die Foren der neuen und älteren Onlineme­di­en belebten sich. Sol­i­dar­ität­serk­lärun­gen wer­den auf Web­seit­en veröf­fentlicht. Bilder sind auf Face­book und über Twit­ter zu find­en. Hash­tags begin­nen sich zu etablieren (#audi­max, #uni­bren­nt). Die Beset­zerIn­nen pub­lizieren eine erste Erk­lärung auf einem Blog.

Beim Audi­max wird ein Medien­zen­trum ein­gerichtet und tageweise pro­fes­sion­al­isiert. Der Live-Stream wird etabliert, an ein­er kom­plex­en Home­page gear­beit­et, eine eigene Server­struk­tur zusam­menge­bastelt, trotz eines riesi­gen Ansturms die Down­time bei fast null gehal­ten.

2.2 pro­jek­tziele (2.987 Zeichen)

Die poli­tis­chen Forderun­gen von uni­bren­nt sind klar (bit.ly/unibrennt_forderungen).
Das Ziel der Beset­zung ist offen­sichtlich: (1) auf die drama­tis­che Sit­u­a­tion an den Hochschulen aufmerk­sam zu machen, (2) Druck auf die Hochschulleitun­gen und die Poli­tik auszuüben und (3) Beset­zun­gen und die Bewe­gung autonom, selb­st­bes­timmt und nach den Kri­te­rien selb­st zu ver­wal­ten, die uni­bren­nt sich für Bil­dung und Uni­ver­sitäten wün­scht.

Klas­sisch kön­nen diese Her­aus­forderun­gen und Ziele mit Öffentlichkeit­sar­beit, Organ­i­sa­tion­sen­twick­lung und Wis­sens­man­age­ment beschrieben wer­den; allerd­ings selb­stor­gan­isiert und offen gelebt.

Die ‚dig­i­tal com­mu­ni­ty‘ uni­bren­nt beste­ht zum kle­in­sten Teil aus web2.0 Evan­ge­lis­ten, zu einem gerin­gen Teil aus web2.0 Afi­ciona­dos und zu einem großen Teil aus engagierten Lern- und Arbeitswilli­gen. Die Bewe­gung hat mit ihrem ereignishaften Auftreten Mit­tel und Wege zu ihrer Selb­stor­gan­i­sa­tion und Weit­er­en­twick­lung einge­set­zt, die sie vorge­fun­den hat. Wo eine existierende Organ­i­sa­tion die top-down Imple­men­tierung von Wikis, Blogs, Feeds und Videokon­feren­zen Ressourcen- und zeitaufwendig durch Schu­lung, Druck und Incen­tives erre­ichen muss, hat die Bewe­gung in unge­heurem Tem­po kollek­tiv gel­ernt.

Emailkörbe wer­den angelegt und 24 Stun­den am Tag kol­la­bori­erend betreut. Pass­wörter wer­den alle Wochen aus­ge­tauscht. Doku­mente wer­den über Google-Docs und via Wiki organ­isiert. SMS-Lis­ten sind für den Räu­mungsnot­fall angelegt.
Medi­en­beobach­tung wird in die Cloud aus­ge­lagert, Lin­klis­ten für Onlineme­di­en­berichte, ein Flickr-Album mit Zeitungss­cans. Presseaussendun­gen, Forderungskat­a­loge und offene Briefe gehen per Email an die Medi­en und per Web­site, Wiki und Links auf den Plat­tfor­men an alle. Ein Team aus FotografInnen und Vide­ofilmerIn­nen sowie der Arbeits­gruppe Livestream doku­men­tiert Ple­na, Beset­zun­gen, Demos, Flash­mobs und mehr.

Arbeits­grup­pen machen Vorhaben und Kon­tak­t­dat­en im Wiki trans­par­ent. In den Arbeits­grup­pen sowie in den Ple­na wird live und via Beam­er mitver­fol­gbar pro­tokol­liert. Pro­tokolle, Beschlüsse und Anträge wer­den aus­ge­sendet und im Wiki gespe­ichert, von wo sie abruf­bar und weit­er bear­beit­bar sind.
Die Ple­na sind über Livestream ver­fol­gbar und als Videoauf­nah­men archiviert. Inter­ak­tive Ein­schal­tun­gen via Chat, Twit­ter oder Videokon­ferenz sind an der Tage­sor­d­nung. Die Debat­ten erstreck­en sich in den Raum der Social Net­works und wer­den weit­er­ge­tra­gen.
The­men, Ter­mine und Links wer­den beständig aus­ge­sendet, Ressourcen ange­fordert und organ­isiert.

Die ubiq­ui­tous cloud uni­bren­nt nutzt für Öffentlichkeit­sar­beit, Organ­i­sa­tion­sen­twick­lung und Wis­sens­man­age­ment alle Plat­tfor­men, Medi­en­typen und Kom­mu­nika­tion­skanäle genau­so und nicht anders wie sie die räum­lichen Struk­turen der beset­zten Hörsäle usw. nutzt. Bemerkenswert ist nur die soziale und die Medi­enkom­pe­tenz der Bewe­gung. Die ubiq­ui­tous cloud lernt und schult laufend weit­er. Nur so kön­nen z.B. Livestreams in allen beset­zten Hörsälen im deutschsprachi­gen Raum zum Stan­dard wer­den.

2.3 gemachte erfahrun­gen (3.000 Zeichen)

Die Bedeu­tung der Selb­stor­gan­i­sa­tion und Selb­stver­wal­tung:
Der selb­stor­gan­isierte Auf­bau eigen­er, autonomer Infra­struk­turen, Net­zw­erk­knoten und Kom­mu­nika­tion­skanäle hat die Bewe­gung befre­it und sich selb­st­bes­timmt entwick­eln lassen. Uni­bren­nt ist in der Organ­i­sa­tion der Proteste eben ger­ade nicht auf ein organ­isatorisches back­bone z.B. der Hochschüler­schaft, von Parteior­gan­i­sa­tio­nen oder organ­isiert­er Grup­pen im uni­ver­sitären Feld angewiesen.

Augen­höhe mit dem Massen­me­di­en­sys­tem:
Uni­bren­nt ist anderen poli­tis­chen Organ­i­sa­tio­nen gegenüber ver­gle­ich­sweise autonomer; unab­hängiger vom Massen­me­di­en­sys­tem und dem Good­will der Presse und Redak­tio­nen, unab­hängiger von anderen etablierten Organ­i­sa­tion­sein­heit­en im Umfeld.
Die ‚dig­i­tal com­mu­ni­ty‘ ist im Stande, viele Men­schen zu erre­ichen, ohne auf die Struk­turen der kap­i­tal­is­tis­chen Medi­en­land­schaft zurück­greifen zu müssen. Sie pro­duziert nicht nur Texte, Bilder, Ton und Filme selb­st, son­dern hat auch die Kon­trolle über Ver­trieb­skanäle und offen zugängliche Archive. Von jed­er land­ing page aus — Web­site, Wiki, Flickr, unibrennt.tv, YouTube, … — ist das Ein­drin­gen in eine reich­haltige und viel­seit­ige Geschichte wahrschein­lich. Die ubiq­ui­tous uni­bren­nt cloud ver­wal­tet damit das Erbe der Bewe­gung selb­st. Sie bes­timmt fed­er­führend mit, wie die Geschichte über uni­bren­nt geschrieben wird.

Die Kul­tur der Basis­demokratie und Selb­stver­wal­tung:
Her­aus­forderun­gen wer­den bewältigt, weil in der außergewöhn­lichen Sit­u­a­tion der ubiq­ui­tous cloud jede Kol­lab­o­ra­tion über kul­turelle, psy­chol­o­gis­che, poli­tis­che, sozioökonomis­che und Alter­sun­ter­schiede hin­weg möglich und sog­ar selb­stver­ständlich ist. Es herrscht eine Kul­tur des Ver­trauens und des Kon­troll- und Sta­tusverzichts. Nie­mand kann alles oder irgen­det­was nur für sich machen. Alle öff­nen ihre Ressourcen und Dat­en. Daraus entste­ht in der Sit­u­a­tion der Bewe­gung nicht Risiko son­dern Sta­bil­ität und Organ­i­sa­tion­ska­paz­ität.

Freie und kri­tis­che Bil­dung ist möglich:
Die kollek­tive Intel­li­genz der uni­bren­nt cloud ist beein­druck­end. Die ‚dig­i­tal com­mu­ni­ty‘ pro­duziert unique con­tent; und das laufend, in großer Menge und Qual­ität und gle­ichzeit­ig in allen Räu­men der ubiq­ui­tous cloud. Die Bewe­gung ist ein Play­er im Netz, in Hörsälen und auf der Straße. Es wird kri­tis­che Lehre, Weit­er­bil­dung, Selb­stver­sorgung und ein kul­turelles Pro­gramm auf die Beine gestellt, um das renom­mierte Fes­ti­vals die Bewe­gung benei­den. Die in der Bewe­gung Aktiv­en, ob Studierende oder Sym­pa­thiesan­tInnen ler­nen in ein­er kurzen, dicht­en Zeitspanne wohl mehr als in einem Stu­di­en­ab­schnitt.

Wider­stand und Sub­ver­sion sind möglich und notwendig:
Die Bewe­gung hat ein Gegen­mod­ell zur Sachzwang­welt aufgestellt und bewiesen, was möglich wäre und ist. Sie hat hin­ter die Kulis­sen der Massen­me­di­en­welt und der Poli­tik geschaut und weiß, dass gegen diese Sys­tem­logiken Wider­stand eine Tugend darstellt. Sie war für Wochen und Monate ein Play­er, den die etablierten Größen in Poli­tik, Ver­wal­tung und Medi­en­sys­tem ernst nehmen mussten.

2.4 state­ment of rea­sons (2.672 Zeichen)

Mit der Emer­genz von uni­bren­nt ist etwas auf den Plan getreten, das das Leben viel­er Men­schen verän­dert hat. Das Ereig­nis uni­bren­nt wird die Form und den Erfolg zukün­ftiger Protest­be­we­gun­gen bee­in­flussen. Schon jet­zt leit­et das Fall­beispiel der Bewe­gung NGO‘s an, wie sie ‚dig­i­tal com­mu­ni­ties‘ mit Livestreams ver­sor­gen, durch die vielfältige Ver­schränkung von Aktiv­itäten auf der Straße, in Kon­feren­zsälen und im Netz gewin­nen kann und durch die Ein­bindung über Plat­tfor­men und Wikis mitar­beit­en lassen kann.

Die Bewe­gung und die ubiq­ui­tous cloud uni­bren­nt hat alles, was aufge­baut und geschafft wurde, ohne Geld­mit­tel, ohne Vol­lzeitkräfte und ohne Spezial­istIn­nen zusam­menge­bracht. Vor dem Hin­ter­grund des gemein­samen Ziels der Selb­stor­gan­i­sa­tion und der Notwendigkeit der organ­isatorischen und poli­tis­chen Schlagkraft haben sich alle Per­so­n­en gle­ichrangig einge­bracht. Ihre Kom­pe­ten­zen und Ressourcen wur­den und wer­den als gle­ichrangig ange­se­hen. Nur so ist zu erk­lären, dass aus auss­chließlich pri­vat­en Geräten, Medien­zen­tren, Livestreams, Serv­er und Home­pages gebaut wer­den, genau­so wie Volk­sküchen organ­isiert, Erste Hil­fe-Sta­tio­nen und Reini­gungstrup­ps aus­gerüstet wer­den. Nur so ist zu erk­lären, dass alle diese und viele andere Funk­tio­nen und Knoten­punk­te 24 Stun­den am Tag, 7 Tage die Woche und Woche für Woche beset­zt sind; beset­zt von Studieren­den, die daneben ihr Studi­um weit­er betreiben, von Lek­torIn­nen, die daneben ihre Lehre und ihre Arbeit weit­er machen müssen.

Eine Bewe­gung wie uni­bren­nt ist nicht nur ein sin­guläres, also sta­tis­tisch hoch unwahrschein­lich­es Ereig­nis. Im Ver­laufe der Bewe­gung gibt es auch immer wieder Momente, Sit­u­a­tio­nen und Dynamiken, die das Aufrecht Erhal­ten der Bewe­gung sta­tis­tisch gese­hen unwahrschein­lich machen. Sehr viel muss passieren und funk­tion­ieren, damit eine ubiq­ui­tous cloud entste­ht und lebt. Es sind diese Momente, in denen das Netz notwendig funk­tion­ieren und die riskan­ten Momente über­winden muss.

Dieses Netz von uni­bren­nt beste­ht aus Men­schen und Grup­pen, beset­zten Hörsälen und pri­vat­en Räu­men, aus Mobil­tele­fo­nen und Lap­tops, aus Arbeit­steilung und Zusam­me­nar­beit, aus Face­book-Fan­pages und Skype-Kon­feren­zen, aus Wikis und inter­na­tionalen Email­verteil­ern; es span­nt sich vom Server­raum an der Uni Wien über selb­st gehostete Blogs zu Straße­nak­tio­nen in Kiel und ein­er Volk­sküche in München, einem Ver­net­zungtr­e­f­fen in Graz und ein­er Plakatak­tion in Basel. Die Verbindung ist in vie­len Fällen die Zuge­hörigkeit zur Bewe­gung, die Verbindung läuft über das WWW, die Abstim­mung passiert in der Cloud.

Archiviert ist das alles im Netz, selb­stver­ständlich offen zugänglich und für Nutzung und Weit­er­bear­beitung frei.

2 Antworten auf „SoZi 16|10: the ubiquitous unibrennt cloud“

[…] Die Vor­re­it­er­rolle von uni­bren­nt in der pro­fes­sionellen Ver­wen­dung neuer Medi­en für den poli­tis­chen Kampf gle­icher­maßen wie für die Bil­dung der eige­nen Iden­tität wurde auch von dem inter­na­tion­al renom­mierten Fes­ti­val für dig­i­tale Kun­st und Kul­tur, Ars Elec­tron­i­ca, erkan­nt, und so bekam uni­bren­nt 2010 einen Preis. uni­bren­nt gestal­tete daraufhin einen eige­nen Ausstel­lungsraum und ver­suchte in ver­schieden­sten Pro­jek­ten, die eigene Beziehung zur Dig­i­tal­ität aufzuar­beit­en. Näheres zu den Ereignis­sen auf der Ars Elec­tron­i­ca gibt’s hier nachzule­sen. Die wohl passend­ste Beschrei­bung dieses kom­plex­en und wech­sel­seit­i­gen Ver­hält­niss­es von analo­gen und dig­i­tal­en ele­menten der Bewe­gung liefert die Pro­jek­tbeschrei­bung die bei der Ars Elec­tron­i­ca ein­gere­icht wurde und von eini­gen AktivistIn­nen selb­st ver­fasst wurde, nachzule­sen hier: […]

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