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der Nachricht einen ‘Spin’ geben

Dass es so etwas gibt ‘Spin­Dok­toren’, das ist lan­dauf landab seit ger­aumer Zeit bekan­nt. Nur, was darunter vorstellen?

Ein Antwortver­such:

Stellen Sie sich vor es ist Wahlkampf. Heiße Phase. Stellen Sie sich vor, es ist ger­ade das let­zte Fernse­hdu­ell der bei­den Spitzenkan­di­datIn­nen. Wir wis­sen, zum “Duell” ist es hochstil­isiert. Dass es das “entschei­dende” Duell ist, dafür haben wir null Beleg, aber das wird über­all behauptet. Und so schauen wir zu.

Die Duel­lan­tInnen schwitzen sich im Fernsehstu­dio an, die “Men­schen” hän­gen an den Bild­schir­men (, weil es ja das her­aus­posaunt “entschei­dende” Duell ist, oder?). Ganz gute Ein­schaltquoten. Die Zeitun­gen am näch­sten Tag wer­den eben­so ganz gute Auflage haben. Schließlich wird schon im Vor­feld allerorts erk­lärt, es gin­ge eigentlich punk­to Auswirkung des “entschei­den­den Duelles” gar nicht so sehr um das Duell selb­st, und wie sich die Duel­lan­tInnen da anstellen. Es geht vielmehr (nur) um die Rezep­tion des Duelles in den Medi­en. Es geht darum, was nach­her geschrieben und gesagt wird, wer denn bess­er aus­ge­se­hen hätte.
Sog­ar die Online-Medi­en sind mit im Spiel und keineswegs an den Rand gedrängt durch die Ein­schaltquoten des TV und die Aufla­gen der Print­me­di­en. Schließlich: Live-Tick­er, Post­ings, Abstim­mungen im Web, Wahlak­tien­spiele etc.
Jeden­falls, wo waren wir? Genau.
Stellen Sie sich vor, es ist ger­ade Duell. Für uns alle unsicht­bar sitzen die wichti­gen Jour­nal­istIn­nen nicht unweit des Fernseh-Stu­dios, wo das alles schwitzend stat­tfind­et, da sitzen die alle in einem Raum mit großem Bild­schirm und Tis­chen und Inter­ne­tan­schluss für ihre Lap­tops. (Solche Räum­lichkeit­en kann men­sch immer wieder mal in Videos von der Dai­ly Show sehen.) Also da sitzen die und ver­fol­gen das Schaus­piel am großen Bild­schirm hin­ter ihren Lap­tops sitzend. Wenn das Duell zu Ende ist wer­den sie gle­ich in ihre Lap­tops zu häm­mern begin­nen.

Auftritt “Spin­Dok­toren”.
Das hat er (oder sie) aber geschickt gesagt, das bringt Punk­te.”, raunt da ein­er. Obwohl die Wirkung der Aus­sage für fast alle im Raum eher ein­deutig anders war.
Da set­zt sich der Dok­tor dann zwis­chen zwei Jour­nal­istIn­nen, Redak­teurIn­nen? Ein Gespräch ergibt sich, “Also ich war von ihm (ihr) eigentlich ent­täuscht. Ja, schon sou­verän, aber eigentlich haben wir uns alle mehr erwartet, oder? Na, ich weiß nicht.” und “Für uns war wohl sie (er) bess­er, aber wir ver­fol­gen Poli­tik auch durchge­hend, für bre­ite Teile der Bevölkerung muss das eigentlich so … angekom­men sein.


Spin­Dok­toren bear­beit­en Mul­ti­p­lika­torIn­nen
, allen voran Jour­nal­istIn­nen.
Sie ver­suchen der Wahrnehmung (Sicher­heit der Wahrnehmung, der Selb­st­sicher­heit bzw. Verun­sicherung) der Jour­nal­istIn­nen, die ger­ade eine Sache, eine Mel­dung, eine Pressekon­ferenz usw. ver­fol­gen, einen “Spin” in die Rich­tung zu geben, die ihren Auf­tragge­bern zu Gute kommt oder, was möglicher­weise leichter ist, den Geg­ner­In­nen ihrer Auf­tragge­ber schadet.

Ein besser­er Antwortver­such:

Das Weblog ‘Der Spin­dok­tor’ lesen. Vl. abon­nieren. Drastis­ches Beispiel, der Spin­dok­tor sein­er­seits hier die Süd­deutsche zitierend:

Es gin­gen Gerüchte um, dass die ser­bis­chen Scharf­schützen mit Kopf­prämien für Kinder und Frauen bezahlt wur­den. Und ange­blich waren die höch­sten Prämien für Jour­nal­is­ten aus­ge­set­zt wor­den. Später stellte sich her­aus, dass die Kopf­prämiengerüchte von der amerikanis­chen PR-Fir­ma Rud­er & Finn in die Welt geset­zt wor­den waren, die von der kroat­is­chen Regierung 18.000 Dol­lar im Monat erhielt, um das Image der Kroat­en aufzupolieren.

Oder ‘Bahn-Streik’ der deutschen Lok­führer.

Im Kon­flikt zwis­chen der Deutschen Bahn AG und der Lok­führer-Gew­erkschaft GdL wird mit allen Ban­da­gen gekämpft. Vor allem geht es darum, die Hoheit über die öffentliche Mei­n­ung zu gewin­nen. Wer schlechter da ste­ht, muss sich gegenüber den Bahnkun­den für sein Ver­hal­ten recht­fer­ti­gen. Deshalb ist Sprache von zen­traler Bedeu­tung in dem Kom­mu­nika­tion­sstre­it zu Streikzeit­en.

und kür­zlich noch ein­mal der ‘Bahn-Streik’:

Dabei hat­te (Bah­nchef) Mehdorn eine andere Strate­gie. Über die Medi­en wollte er Kon­ter­part Man­fred Schell dif­farmieren. Er bot einen “eige­nen” Tar­ifver­trag an, anstatt den geforderten “eigen­ständi­gen” Tar­ifver­trag. Er schal­tete ganz­seit­ige Anzeigen, um gegen die kleine Gew­erkschaft zu wet­tern.

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