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Vortrag Social Media und Soziale Bewegungen

Im Zuge der Vor­tragsrei­he «Soziale Bewe­gun­gen und poli­tis­che Erwach­se­nen­bil­dung» der Öster­re­ichis­chen Gesellschaft für Poli­tis­che Bil­dung (ÖGPB) in Koop­er­a­tion mit dem Depot und dem Insti­tut für Wis­senschaft und Kun­st (IWK) war ich am 24. Okto­ber ein­ge­laden, einen Vor­trag im Depot Cafè zu «Social Media und Soziale Bewe­gun­gen» mit anschließen­der Diskus­sion zu hal­ten.

Der Ankündi­gung­s­text lautete …

Das Inter­net bietet sozialen Bewe­gun­gen niedrigschwellige Werkzeuge und Plat­tfor­men. Social Media scheinen Ver­stärkungs- und Katalysator­wirkung zu ent­fal­ten. Diese funk­tionalen Aspek­te ver­nach­läs­si­gen den Umstand, dass „das Netz“ seit gut 20 Jahren auch auf Verge­sellschaf­tung­sprozesse wirkt und zu neuar­ti­gen Verge­sellschaf­tungs­for­men führt. Davon geben Begriffe wie New Econ­o­my, Web 2.0, die Rede von der „Cloud“, die Neukon­no­ta­tion von Sozialen Net­zw­erken eben­so Zeug­nis wie die Phänomene Wikipedia, Anony­mous und Piraten­parteien; aber auch #uni­bren­nt, #Stuttgart21, #occu­py …

Thesen und Aussagen

Der Vor­trag­steil war in drei Teile gegliedert. Zuerst ging es um die Per­spek­tive auf das The­ma, dh. um die reflek­tierende Frage, wie wir uns dem Phänome­nen Social Media bzw. grundle­gen­der “dem Inter­net”, und wie wir uns dem Begriff und Phänomen der sozialen Bewe­gun­gen näh­ern.
Für den Blick auf The­ma, Phänomene und Fragestel­lun­gen habe ich sodann einen Vorschlag entwick­elt, näm­lich auf die poten­tiellen, die man­i­festen und laten­ten Ein­flüsse “des Inter­net” auf diverse For­men der Verge­sellschaf­tung zu schauen (Folie 8).

Im zweit­en Teil ging es um das Phänomen der Social Media. Social Media ver­ste­he ich als einen Begriff für eine neue Form der Verge­sellschaf­tung. Um diese Form von Arbeit­sor­gan­i­sa­tion in ihrer Struk­tur, Sys­tem­logik und ihren Auswirkun­gen ein­schätzen zu kön­nen, ist sie von der Arbeit­sor­gan­i­sa­tion (Sys­tem­logik, Struk­tur, ..) der Massen­me­di­en zu unter­schei­den. Im Zen­trum bei­der ste­ht die Ver­ar­beitung, Bew­er­tung, Kon­tex­tu­al­isierung, Weit­er­leitung von Infor­ma­tion. Wie wird nun durch das eine Sys­tem, wie wird durch das andere Sys­tem organ­isiert. Und welchen for­menden Ein­fluss auf Verge­sellschaf­tung nimmt die eine gegenüber der anderen Arbeit­sor­gan­i­sa­tion?

Im drit­ten und zur Diskus­sion über­lei­t­en­den Teil ging es um soziale Bewe­gun­gen, um eine Einord­nung und Bew­er­tung bekan­nter Bewe­gun­gen der Gegen­wart und um eine Prog­nose, welchen weit­eren Ein­fluss Inter­net und Social Media auf man­i­feste und latente soziale Bewe­gun­gen haben wird.
Der Vor­trag­steil schloss mit zwei Bemerkun­gen und The­sen:

  1. Erstens, dass die struk­turelle Notwendigkeit (der herrschen­den Klasse), die sozialen Bewe­gun­gen in den Griff zu bekom­men, eine grundle­gende Ursache für die Bemühun­gen der herrschen­den Klassen ist, das Inter­net zu reg­ulieren, zu bändi­gen und dazu in der Architek­tur des Inter­nets nach­haltig zu ändern.
  2. Zweit­ens sehe ich, so meine These, eine latente glob­ale soziale Bewe­gung immer häu­figer an immer mehr Kon­flik­t­stellen man­i­fest wer­den, ohne dass sie sich als bre­ite soziale Bewe­gung schon ihrer selb­st bewusst gewor­den wäre. Diese soziale Bewe­gung sehe ich nicht auf das Inter­net beschränkt — was immer das genau heißen sollte — und auch nicht allein durch das Inter­net verur­sacht. Vielmehr gehe ich von ein­er Annäherung alter und neuer und neuer­ster sozialen Bewe­gun­gen aus. Diese Annäherung hat mit par­al­le­len Erfahrun­gen, geteil­ten Werten und dem Inter­net als Ursache für neue For­men der Verge­sellschaf­tung “Soziale Bewe­gung” zu tun. Die geteil­ten Werte sehe ich in den Forderun­gen nach (1) offe­nen, chan­cen­gle­ichen Zugän­gen, (2) freier Infor­ma­tion und Trans­parenz der Mächti­gen sowie (3) gle­ich­berechtigter Teil­habe an gesellschaftlichen Prozessen.

Und hier die Folien …

Die Folien auf slideshare.net, dort auch d/l‑bar.
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beim s.w.i.r. zu …

Des don­ner­stags bei sms gewe­sen, der jet­zt in wien bei dr blink war. Fast direkt von der besprechung im ver­lag gekom­men: der stand und die weit­er­en­twick­lung des lay­outs. Mit dem rad die donau rauf, phan­tastis­ches herb­stlicht, die kreuz­fahrt­skähne, viele aus dem osten, bis runter zum hilton geschichtet. Mit schnellen hap­py nod­dles vom schwe­den­platz im sack­erln und das bike durch die türe schiebend in das haupt­stadt­stu­dio von rebell.tv. Der s.w.i.r. ger­ade under con­struc­tion, hub­si kra­mar erzäh­lend, reflek­tierend, philoso­phierend. Hub­si und ste­fan, haben sich hier ken­nen gel­ernt, meinere­in­er die fin­ger im spiel, und sich verabre­det und reden jet­zt und ich schon wieder hinein. Dabei ist s ein hoch zu schätzen­des vergnü­gen, dem kra­mar nur zuzuhören. Aber ich wieder dialogsüchtigst und da ego­is­tisch.

[audio:http://radio.rebell.tv/files/file004_13.mp3]
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yellow press Ö1 Mittagsjournal

Ger­ade lief ein Beitrag im Ö1 Mit­tagsjour­nal, der einem öffentlich-rechtlichen Medi­en­haus zur Schande gere­ichen sollte ((Ich schreibe ’sollte’, weil dem freilich nicht so ist, dass so ein Beitrag als Prob­lem, als unwürdig und pein­lich betra­chtet wird. Dieser Beitrag ist erstens bei weit­em nicht das pein­lich­ste und schlecht­este, was der ORF liefert. Bei weit­em nicht. Zweit­ens gere­icht so ein Beitrag dem ORF in so ferne nicht zur ‘Schande’, als sich nie­mand daran stößt. Wir sind Medi­en­müll gewohnt und nehmen kaum Anstoß. Es gibt so gut wie keine Kul­tur der Medi­enkri­tik in Öster­re­ich und die ersten, die darunter lei­den, sind die Qual­itätsme­di­en selb­st, erst in zweit­er Lin­ie wir, die ‘Öffentlichkeit’.)), geschweige denn dem Infora­dio Ö1. Ein Lehrbeispiel für die Pein­lichkeit eines scheit­ern­den Qual­ität­sjour­nal­is­mus.

Elis­a­beth Man­as berichtet trä­nen­re­ich im Stil der yel­low press, der Regen­bo­gen­Presse:

Der Gen­er­al kämpf mit den Trä­nen. Per­vez Mushar­raf nimmt schw­eren Herzens Abschied von der Armee, die ihm 46 Jahre lang Heimat und Fam­i­lie gewe­sen ist.

… erzählt die Jour­nal­istin mit emphatisch mit­füh­len­der Stimme. Dabei sind die obi­gen zwei Sätze ihr Ein­stieg. Die fett her­vorge­hobe­nen Worte betont sie beson­ders, ihr Ton ist nicht sach­lich son­dern eben … yel­low press.

Nur einen Satz von Elis­a­beth Man­as später kommt Mushar­raf im O‑Ton selb­st das erste Mal zu Wort. Seine Stimme ist erstickt und emo­tion­al, hat einen kla­gen­den Ton. Elis­a­beth Man­as spricht leicht zeit­ver­set­zt eine Über­set­zung ins Deutsche und gibt dem Mil­itärchef ‘der besten Armee der Welt’ damit noch mehr Raum für die Auf­führung ein­er Operette: