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Ideologische Manipulation in Schulbüchern (Bsp. 1)

Ich beginne gle­ich mit dem ersten Beispiel, zuvor nur der Hin­weis, dass diesem Beitrag ursprünglich eine Vorbe­merkung vor­angestellt war. Diese ist nun an das Ende des ersten Anschau­ungs­beispiels ver­set­zt wor­den.

Hier das erste Beispiel für Ide­ol­o­gis­che Manip­u­la­tion in Schul­büch­ern:

Schul­buch für Geografie und Wirtschaft­skunde
Ein appro­biertes Schul­buch für die 8. Schul­stufe, dh. die vierte Klasse ein­er Hauptschule oder AHS. Das Buch ist aus dem Jahre 1997.
Appro­bierte Schul­büch­er müssen sich an den staatlich verord­neten Lehrplä­nen ori­en­tieren, ihre the­ma­tis­che Struk­tur bildet jene also ab. Das führt u.a. dazu, dass konkur­ri­erende Schul­büch­er ver­schieden­er Ver­lage zum gle­ichen Lehrplan (gle­iche Schul­stufe) sehr gut ver­gle­ich­bar sind. Solche Ver­gle­iche werde ich hier noch an- und darstellen (in dieser Serie, die Bsp. 2, 3, …).

Für dieses Anschau­ungs­beispiel soll vor­erst nur voraus­geschickt wer­den, dieses Schul­buch ist schlech­ter­d­ings ein Mach­w­erk. Von Vorne bis Hin­ten und in jed­er Hin­sicht. Geschicht­sklit­terung inklu­sive. Aber dazu vl. ein ander mal.

Europa — Kon­ti­nent der Vielfalt’
Hier die Seite 30 unseres Buchs, das vom Lehrplan vorgeschriebene Überthe­ma lautet ‘Europa — Kon­ti­nent der Vielfalt’. Sehen wir mal, was unseren Autoren dazu ‘wirtschaft­skundlich­es’ ein­fällt:

Ich belasse es punk­to dieser Seite mal bei ‘ohne Kom­men­tar’. Es wer­den sowieso noch manche Bil­d­analy­sen fol­gen. Auch zum mit­tler­weile etablierten, fik­tionären Begriff der ‘Lohn­nebenkosten’ lass’ ich mich nicht schon wieder aus. Stattdessen erlaube ich mir noch …

Weltwirtschaft’
Ein weit­eres The­menge­bi­et. Der Lehrplan ver­langt es. Das Buch bringt es. Viel Text ist unnötig, ein paar Bild­chen reichen. Am besten eine Karikatur. Die Schü­lerIn­nen der 8. Schul­stufe sind ja erst 14 Jahre alt. Das reicht wo anders zwar für Kinder­ar­beit und Fam­i­lien­grün­dung, aber unsere Vierzehn­jähri­gen soll­ten geschützt wer­den vor zu viel Real­ität.

Auf dieser Seite ist noch Platz. Die Weltwirtschaft ist bere­its erk­lärt geze­ich­net. Ok., die Autoren haben zwar viele halbe Seit­en des Buchs freige­lassen, hier ist ihnen den­noch etwas mehr einge­fall­en.
Zwei Bilder haben sie noch:

Daneben, im Bere­ich der beson­deren Merk­sätze, ste­ht dann noch:

Der Schutz der heimis­chen Wirtschaft gegenüber Konkur­renz aus dem Aus­land wird als Pro­tek­tion­is­mus beze­ich­net.

Die Anhänger des Wirtschaft­slib­er­al­is­mus treten für einen freien und uneingeschränk­ten Außen­han­del ein.

Vorbe­merkung
Schaut so aus, als würde ich hier­mit einen neuen The­men­strang in diesem Blog eröff­nen. Eine neue Serie? Ich weiß es noch nicht. Mate­r­i­al gäbe es freilich en masse.
Aber erstens, meine Serie zur gesellschaftlichen Funk­tion der Schul­bil­dung schleppt sich so dahin. (Das ganze ist halt ein bißchen aufwendig. Hinzu kommt, wenn man nicht weiß, ob das über­haupt jeman­den inter­essiert … nun ja …)
Zweit­ens han­delt es sich kaum um einen ’neuen’ The­men­strang. Was ich hier z.B. in diesem Ein­trag zeigen will, das gehörte doch auch in die schon begonnene Serie. Allerd­ings müsste das dann Teil 10 oder 27 sein; wenn ich da jemals hinkom­men sollte. 🙁

Anlass, dass ich gegenüber meinem eige­nen Vorhaben vor­presche, ist ein aktueller Beitrag der Nach­Denk­Seit­en.

Neolib­erale Pro­pa­gan­da via Unter­richts­be­helfe
Ein aktueller Beitrag der Nach­Denk­Seit­en berichtet von ein­er par­la­men­tarischen Anfrage in D. The­ma der Anfrage der Linken: die indi­rek­ten Kam­pag­nen der Wirtschaftselitenver­bände, die auf die Lehrerschaft abzie­len.
Und via der Lehrerschaft auf die Schü­lerin­nen und Schüler.
Und via der Schü­lerIn­nen auf die nachk­om­menden Gen­er­a­tio­nen.
Und via der nachk­om­menden Gen­er­a­tio­nen auf die Fes­ti­gung der kul­turellen Hege­monie. ((ad ‘kul­turelle Hege­monie’. Den Begriff ver­wende ich nicht das erste Mal, den Link auch nicht. Nun ist der Wikipedia-Ein­trag nicht son­der­lich gut. Ähm, vl. schaff ich selb­st mal einen Ein­trag. Bis dahin ver­weise ich Inter­essierte zur Doku­men­ta­tion meines ‘Unter­hal­tungsin­dus­trie’-Sem­i­nars und der PPT-Präsen­ta­tion.))

Bere­its mehr als ein Jahr zuvor hat­ten die Nach­Denk­Seit­en das The­ma angeschnit­ten: Auch die Schulen wer­den in die unsägliche Kam­pagne zur pri­vat­en Altersvor­sorge einge­bun­den.

(Ihr merkt, ich singe erstens wieder mal dem Abon­nieren von rss-feeds ein Loblied und bewerbe zweit­ens wieder mal eine konkrete Seite, die zu abon­nieren sich auszahlt!)

Wirtschaft(selite) und Schule
Eines der offen­sichtlich­sten und wider­lich­sten Beispiele für den oben von den Nach­Denk­Seit­en aufge­wor­fe­nen Zusam­men­hang: die Web­seite ‘Wirtschaft und Schule’. Wer betreibt die Seite? Nicht mal ver­steckt, was sie mit anderen Webauftrit­ten auch machen, nur in diesem Fall nicht: die INSM. ((Auch die hab’ ich ja schon viel­mals gewürdigt. Zur Erin­nerung siehe den Keller­a­bteil-Ein­trag ’sozial ist, was Arbeit schafft’. Nicht ohne aber: Gib den Such­be­griff ‘INSM’ auf den Nach­Denk­Seit­en ein. Aktueller Stand: über 160 Tre­f­fer!!!))

Das Prinzip ist denkbar ein­fach. Gib den LehrerIn­nen, gib den Schulen. Gib Geschenke, gib glänzende schöne Lehrbe­helfe, gib (Börsen-)Spiele und Preise, gib Achtung, Anerken­nung und Schme­ichelei, gib gib gib … und mit den Geschenken wird sich auch der Wind in deine Rich­tung drehen. Prinzip Lob­by­ing.
Wie die Unter­richts­be­helfe dann ausse­hen, welche Ide­olo­gie ver­bre­it­en, das lässt sich denken. Das lässt sich aber auch anschauen! Und damit soll diese neue Serie(?) nun auch gle­ich eröff­nen. Zuvor noch fol­gende Frage …

Gibt s das auch in Öster­re­ich?
… ja, es war eine rhetorische Frage, so wie die geneigte Leserin, der geneigte Leser natür­lich gedacht hat.
Siehe z.B. hier eine dilet­tan­tis­che kakanis­che Vari­ante. Mehr dazu hier.
Inter­es­san­ter und illus­tra­tiv­er ist wahrschein­lich dieses Exem­pel. Eine Bank bietet Vorträge an in Schulen an. Andere machen das freilich genau­so. Was will die Bank? Das ist recht offen­sichtlich.

Es wäre aber ein pro­fun­der Irrtum zu glauben, das “die Wirtschaft” (sprich: die Wirtschaft­selite, die Konz­erne, die Prof­i­teure der Finanzwelt­logik und kaum die KMUs, die Volk­swirtschaft, der öffentliche Sek­tor der Wirtschaft) es nötig hat, mit ihren Geschenken von außer­halb der Schulen in sel­bige einzu­drin­gen. Ihre Botschaften sind oft­mals schon angekom­men. Noch vor den Schü­lerIn­nen, und liegen schon bere­it.

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2 Antworten auf „Ideologische Manipulation in Schulbüchern (Bsp. 1)“

was ist jet­zt mit mehr beispie­len? sollte doch eine serie wer­den, schreiben Sie.
ich fände es inter­es­sant, was Sie noch haben.

oder gibt es da doch nicht so viele beispiele für “ide­ol­o­gis­che manip­u­la­tion” wie Sie behaupten.

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