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SoZi 50|09: WeltVernichtungsMaschine

alors, zwis­chen all die nicht abgetippten Son­ntagsz­i­tate (vlg. Sozis) der let­zten wie auch der kom­menden Wochen, zwis­chen all die nicht abgetippten Pas­sagen zur Festung_Europa, Grup­pen zweit­er Ord­nung, den ISA’s und der Heimatschutzbe­we­gung, dem Welt­sys­tem im all­ge­meinen und der Semi­pe­riph­erie im speziellen, zu Demokrati­ethe­o­rie und UnDemocrazy2.0 etc. etc. etc. …

… hier zur Abwech­slung wieder mal ein mate­ri­al­isiertes, abgetipptes, archiviertes SoZi:

Die Banken soll­ten aufhören zu behaupten, sie hät­ten mit ein­er so schw­eren Krise nicht rech­nen kön­nen: Sie haben ja noch nicht ein­mal die Möglichkeit ein­er mod­er­at­en Rezes­sion einkalkuliert. Die Häuser­preise wür­den nicht in Kali­fornien (da) und Flori­da (dort) gle­ichzeit­ig sinken, dacht­en sie. Da haben sie sich getäuscht. Die Krise desavouiert auch – wie die LTCM-Pleite 1998 – eine Philoso­phie, der zufolge man mith­il­fe com­put­ergestützer Mod­elle aus der Ver­gan­gen­heit die Zukun­ft vorher­sagen kann.

Was wäre gewe­sen, wenn der Staat bess­er beauf­sichtigt hätte und die Banken vernün­ftiger gewe­sen wären? Es ist schw­er, sich etwas Der­ar­tiges vorzustellen, das der Erfahrung völ­lig ent­ge­genge­set­zt ist. [..]

Die Staatss­chulden explodieren, gle­ichzeit­ig ste­hen immer mehr erfol­glose Unternehmer Schlange, um sich beim Staat neues Kap­i­tal zu besor­gen. Dabei wird eine Kleinigkeit überse­hen: Staat­en haben gar kein Kap­i­tal, da sie nichts pro­duzieren. Sie kön­nen kein Kap­i­tal schaf­fen, son­dern lediglich das vorhan­dene umverteilen, z.B. durch Steuern. Irgend­je­mand muss für all diese unsin­ni­gen Staat­saus­gaben bezahlen, deshalb wird es nicht mehr lange dauern, bis in Deutsch­land die Mehrw­ert­s­teuer erhöht wird – und 25 Prozent sind erst der Anfang. In der Zwis­chen­zeit borgt der Staat an den Kap­i­talmärk­ten. Aber auch dies ist kein Schaf­fen von Kap­i­tal, son­dern bloß ein Umverteilen. Wenn der Staat 500 Mil­liar­den Euro an den Kap­i­talmärk­ten aufn­immt, um es den Banken zu geben, ste­ht diese Summe nicht mehr für Investi­tio­nen zur Ver­fü­gung.

[..]

Obwohl Kon­junk­tur­pro­gramme ökonomisch unsin­nig sind, haben sie in der gegen­wär­ti­gen Lage vielle­icht doch einen kleinen Nutzen: Wenn das Geld für sin­nvolle Zwecke aus­gegeben würde (ein großes Wenn), wären sie ein Mit­tel, Geld vor den Banken in Sicher­heit zu brin­gen. Denn die Finanzin­dus­trie ist wie das löchrige Fass der Danaiden. Nie wird es voll wer­den; was der Staat ein­füllt, fließt im sel­ben Augen­blick wieder her­aus. Bei der Druck­le­gung dieses Buch­es hat­te allein die Hypo Real Estate schon über 100 Mil­liar­den Euro ver­schlun­gen. Man disku­tiert, ob der Staat Banken »enteignen« solle, obwohl es offen­sichtlich ist, dass die Banken es sind, die den Staat enteignen.

aus: Frank, Ste­fan (2009):
Die Weltver­nich­tungs­mas­chine. Vom Kred­it­boom zur Wirtschaft­skrise; S. 190f.

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