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SoZi 23|09: Legitimation betrifft nicht die Massen, sondern die Kader

… gestern Nacht beim Lesen von Immanuel Waller­steins berühmter Studie über diese Pas­sage gestolpert. Sie zeigt knapp und präzis einen entschei­den­des Kri­teri­um von Macht und Legit­im­ität an, das sich wohl auch bei Max Weber nir­gends so konzis dargestellt find­et.

Der erste rel­e­vante und banal erscheinende Schritt ist, Legit­im­ität als immer par­tielle Legit­im­ität zu begreifen:

Poli­tis­che Organ­is­men sind immer sta­bil­er, sofern sie wenig­stens par­tielle Legit­im­ität erre­ichen. In den Analy­sen über den Prozeß der Legit­i­ma­tion wird das Prob­lem oft eher ver­dunkelt, weil der Blick fast auss­chließlich auf das Ver­hält­nis von Regierun­gen zu der Masse der Bevölkerung gerichtet wird.

Die daran anschließen­den Sätze sind typ­is­che Beispiele Wallerstein’scher Nüchtern­heit. Sie erscheinen sarkastisch, wie von (schwarzem?) Humor getra­gen und sind doch eher nur nüchterne, von euphemistis­chen Anflü­gen freie Darstel­lung ((ich muss bei solchen Pas­sagen trotz­dem grin­sen …)):

Es ist fraglich, ob in der Geschichte der Men­schheit sehr viele Regierun­gen von der Mehrheit der­er, die von ihren Regierun­gen aus­ge­beutet, unter­drückt und mißhan­delt wur­den, für »legit­im« gehal­ten wur­den. Die Massen mögen sich ihrem Schick­sal über­lassen oder trotzig wider­spen­stig sein, sich über ihr zeitweiliges Woh­lerge­hen wun­dern oder sich aktiv auflehnen. Regierun­gen aber wer­den in der Regel ertra­gen, wed­er geschätzt noch bewun­dert, noch geliebt, noch nicht ein­mal unter­stützt.

Es fol­gt die ana­lytis­che Dif­ferenz:

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Der neue Reisepass schließt ganze Bevölkerungsgruppe aus

Bei den Aufla­gen für den bio­metrischen Reisep­a­ss hat der Geset­zge­ber auf psy­chisch und motorisch behin­derte Men­schen vergessen

Am let­zten Mittwoch im April mussten sieben psy­chisch und motorisch behin­derte Men­schen das Pas­samt in Wien Hiet­z­ing ohne neue und gültige Reisepässe wieder ver­lassen, und dass, obwohl dem Ter­min am Amt umfan­gre­iche Vor­bere­itun­gen und Vor­abtele­fonate durch die Betreuerin­nen der , obwohl dem Ter­min umfan­gre­iche Vor­bere­itun­gen und Vor­abtele­fonate durch die BetreuerIn­nen der Wohnge­mein­schaft Hirschfeld­weg (Vere­in GIN) voraus­ge­gan­gen waren. Sie waren unter anderem an einem Gerät zum elek­tro­n­is­chen Scan­ning von Fin­ger­ab­drück­en gescheit­ert, das für sie nicht anwend­bar ist.